Licht und Schatten. Und alles dazwischen.

Plötzlich erscheint alles in einem anderen Licht ... Dieser uns allen geläufige Ausdruck kommt nicht von ungefähr. Unterschiedliche Lichtstimmungen haben einen grossen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und Gefühlslage. Und auf unser Schlafhormon. Thomas Lack erklärt die Zusammenhänge.

Licht ist unser Lebenselixier. Es erhellt, es schenkt Geborgenheit, spendet Sicherheit, weist uns den Weg. Es präsentiert, akzentuiert, dramatisiert. Das Licht hat viele Faktoren, die – setzt man sie richtig ein – genau die Emotionen und Stimmungen hervorrufen, die wir uns wünschen, oder uns die Hilfestellungen geben, die wir brauchen. Lichtintensität, Lichtfarbe, Lichttemperatur und Lichtführung sind entscheidende Komponenten, um ein und denselben Raum unterschiedlich zu gestalten und ihn zu verwandeln. Genau dies ist der zentrale Aspekt – die Philosophie – in der Arbeit von Neuco: Das Licht und die erzeugte Lichtstimmung sind das Produkt.

Die Wandelbarkeit des Lichts im Wandel der Zeit

Das Licht ist in der Architektur die entscheidende Komponente für eine Raumverwandlung, denn die ausgesuchte Lichstimmung hat erheblichen Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung. Und so ist es auch unsere Aufgabe und unser Antrieb, Lichtstimmungen wandelbar zu gestalten, um unterschiedliche, flexible Lichtwirkungen entwickeln zu können. Die moderne Technik macht es möglich. Mit intelligenten Mehrstimmungsleuchten sind spontane Veränderungen in Farbe, Farbtemperatur, Intensität, Lichtrichtung und in den Lichtausstrahlcharakteristiken möglich.

Situation mit farbigem Licht

Licht erfüllt den Raum

In Bereichen mit viel Tageslicht verändert sich die Lichtstimmung konstant. Dies wirkt sich auch auf die Raumwahrnehmung unter Kunstlicht aus. Tagsüber sind alle Flächen in einem Raum einer grossen Lichteinwirkung ausgesetzt und erscheinen sehr hell. Das Lichtniveau erreicht im Fensterbereich, je nach Tageszeit, sofort 1000 Lux oder sogar einen höheren Wert. Die Farbtemperatur des Lichts beträgt dann, je nach Lage, über 5000 Kelvin. In der Tiefe des Raums schwächt die natürliche Lichtwirkung automatisch ab und sorgt so zusätzlich für eine visuelle Veränderung. In einem solchen Szenario werden also auf natürliche Weise unterschiedliche Wahrnehmungen erzeugt, daher ist in diesem Fall der Einsatz von speziellen Mehrstimmungsleuchten kaum notwendig.

Personalisierte Lichtstimmungen

Um verschiedene Lichtatmosphären künstlich zu erzeugen, sind ganz spezielle Funktionen notwendig, die in Mehrstimmungsleuchten vereint sind. Das sogenannte Himmelslicht strahlt dabei in einer breiten, semidiffusen Lichtverteilung, währenddem das Sonnenlicht die gerichtete, konzentrierte und warmtonige Komponente darstellt. Ergänzt wird die Lichtkomposition durch die Lichtfarbe, die sich besonders gut dafür eignet, Stimmungen, Gefühle und Wahrnehmungen zu beeinflussen. Durch diese Vielfältigkeit und zahlreichen Möglichkeiten in der Lichtgestaltung stellen Mehrstimmungsleuchten fantastische Lichtwerkzeuge für Restaurants, Mehrzweckräume, Aufenthaltszonen, Wellnessbereiche und Pflegezimmer dar.

Sonnenlicht als gerichtete, warmtonige Komponente

Licht ist berechenbar

Damit definiert werden kann, wie ein abgestrahltes Licht verteilt werden soll, muss für jede Lichtkomponente der Halbwertwinkel – also der Bereich, in dem mindestens die Hälfte der maximalen Lichtstärke abgegeben wird – bekannt sein. Für die Sonnenlicht-Komponente beispielsweise sollte der Halbwertwinkel klein sein. Dieses Licht verhält sich ähnlich wie die natürlichen Sonnenstrahlen, die relativ parallel und gerichtet auf die Erdoberfläche treffen. Daher wird hierbei ein geringer Halbwertwinkel angegeben. Dementsprechend ist für Räume bis zu drei Metern Höhe ein Halbwertwinkel von unter 20 Grad zu empfehlen. Er kann jedoch, je nach Dramatik und Raumhöhe, auch bedeutend tiefer liegen.

Im Gegensatz zum gerichteten Sonnenlicht ist die Definition des semidiffusen Lichts schwieriger. Mit einer einfachen Methode lässt sich jedoch abschätzen, um welches Licht es sich handelt und mit welchem Winkel folglich gerechnet werden muss. Schaut man in eine diffus-strahlende Leuchte und kann die Lichtquelle ohne scharfe Umrisse noch erkennen, handelt es sich um eine semitransparente Leuchte. Deren Verteilung der Lichtstrahlung liegt folglich irgendwo zwischen gerichtetem und gemischtem Licht. Der Halbwertwinkel sollte bei rund 95 Grad liegen.

Das Licht der semidiffusen Leuchte erzeugt noch einen gewissen Schatten. Dies ist mit einer rein diffusen Leuchte nicht möglich, da sie überall eine ziemlich homogene Helligkeit verbreitet.

Semidiffuse Leuchte

Wesentlich leichter zu definieren ist die stimmungs- und gefühlsbeeinflussende Farbkomponente. Sie wird meist diffus eingesetzt. Da sie keine sehrelevante Aufgabe erfüllen muss, sollte sie möglichst individuell zuschaltbar sein und sich mischen lassen. Präzise Angaben über die eingesetzten Farben, die Weisstöne sowie die dazugehörigen Lichtströme reichen den Lichtplanern in der Regel zur Bestimmung und Anordnung der Leuchten aus.

Verschiedene Wege zum perfekten Licht

Alternativ zu Mehrstimmungsleuchten kann eine wandelbare Lichtarchitektur auch mit einfacheren Mitteln erfolgen, beispielsweise mit einem Dimmer oder mit mehreren separaten Lichtwerkzeugen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Diese Vorgehensweise erfordert jedoch einen grösseren Installationsaufwand und macht grössere Eingriffe in die Bausubstanz notwendig. Dies betrifft oftmals mehrere Deckenausschnitte.

Geprägt vom Einfluss des Lichts

«Wandelbar» sind aber nicht nur Lichtstimmungen, sondern auch wir Menschen. Unsere Wahrnehmungen und Empfindungen sind Objekte stetiger Veränderungen. Aufgrund der sich rasant entwickelnden Technologie, der Umwelt und der Unterschiede im sozialen Verhalten bilden sich ganz spezifische und gesellschaftlich verankerte Präferenzen. Dies gilt es bei der Lichtgestaltung ebenso zu berücksichtigen. Während ältere Menschen – die noch mit Glühbirnen, Kerzen und Feuer aufgewachsen sind – eher warmes Licht bevorzugen, sind jüngere Menschen hingegen kältere Lichtfarben gewohnt und fühlen sich von den kalten Farben eines Bildschirmhintergrunds beispielsweise angesprochen. Studien ergaben, dass auch das nachtaktive Verhalten der Benutzer durch dieses Licht beeinflusst wird. «Forscher von der Universität Basel konnten vor einigen Jahren nachweisen, dass blaues Licht – wie es mitunter von LED-Bildschirmen abgestrahlt wird – wach macht, indem es die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Um den Körper abends zu beruhigen, wäre Kirschblütenrosa besser. Solche Lampen kamen gerade in Japan auf den Markt.» (NZZ Nr. 41, 19. Februar 2014, S. 54, Forschung und Technik)

Draussen vor der Tür

Eine sich im Wandel befindende, lichttechnische Herausforderung stellen die Strassenbeleuchtungen im öffentlichen Raum dar. Bei einer derart grossen Anzahl an Leuchten, die über Jahre hinweg in Betrieb sind, fällt jedes zusätzliche Watt ökonomisch enorm ins Gewicht. Um den Energiebedarf und die Kosten zu reduzieren, wird an einer Technik zur intelligenten Steuerung der Beleuchtung geforscht. Ausserdem liefern neue Erhebungen aus dem Bereich der Wahrnehmungsphysiologie überraschende Ergebnisse mit konkretem Anwendungspotenzial für die Strassenbeleuchtung. Die Empfindlichkeit der Tag- und der Nachtsehfunktionen der menschlichen Sehkurve – auf der auch die aktuelle Messtechnik basiert – verändert sich laut dieser Studie mit der wahrgenommenen Helligkeit. Demnach werden LED-Lichtquellen mit einem breiten Spektrum auch bei niedrigerer Lichtabstrahlung besser wahrgenommen, als bis heute bekannt war. Dies zeigt sich speziell im mesopischen Sehbereich. In diesem niedrigen Sektor wird eine weisse LED-Lichtquelle viel effizienter erfasst als eine aktuell gebräuchliche Natriumhochdruck-Lampe. Diese Erkenntnis könnte zu weitreichenden Veränderungen hinsichtlich der Wahl von Lichtquellen für den Aussenbereich führen – möglicherweise in Form von Umrechnungsfaktoren bezüglich der ausgewählten Lichtquellen im Aussenbereich.

Verwandlung – ein lebenslanger Prozess

Im Lauf eines Lebens werden wir mit vielen Veränderungen konfrontiert – im Alltag, politisch, technisch, modisch, kulturell. Gerade im Bereich der Lichttechnik kommen oftmals neue Bestimmungen und Richtlinien hinzu – wie beispielsweise die Verschärfung der MINERGIE®-Anforderungen und der Ausschluss alter Lichtquellen für Neuzertifizierungen. Auch entwickeln sich immer neue Darstellungs- und Messanforderungen für LED-Leuchten oder aber neue Energielabels für sämtliche Leuchten mit dem Ziel, viele alte Modelle vom Markt zu verbannen.Wandelbar zu sein heisst also auch, sich anzupassen oder aber Existierendes anders zu gestalten. Der Mensch braucht diese Verwandlung, um Atmosphären zu schaffen, in denen er sich wohlfühlt. Eines ist sicher: Der Wandel findet sowieso statt. Bleiben wir also wandelbar.

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